Activision-Deal: CMA blockiert Übernahme durch Microsoft

Die britische Kartellbehörde CMA blockiert Microsofts geplante Activision-Übernahme: Microsoft habe die Bedenken im Cloud-Gaming-Sektor nicht ausräumen können.

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(Bild: FP Creative Stock/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Die britische Kartellbehörde Competitions and Market Authority (CMA) hat Microsofts geplante Übernahme von Activision Blizzard blockiert. Microsoft habe es nicht geschafft, Bedenken um die Vormachtstellung im Cloud-Gaming-Sektor auszuräumen, schreibt die CMA in ihrer Begründung. Der Deal würde weniger Wettbewerb und damit weniger Innovation bedeuten, heißt es darin weiterhin.

Zuvor hatte Microsoft mehrere Verträge mit Anbietern von Cloud-Gaming-Services geschlossen, die Exklusivität künftiger Activision-Titel verhindern sollten. Doch der CMA reichte das nicht: Microsofts Zusagen bezögen sich lediglich auf ausgewählte Spiele, darin sieht die CMA künftiges Konfliktpotenzial. Microsoft sei außerdem nicht offen dafür gewesen, Videospiele auch auf Systemen außerhalb der eigenen Windows-Welt anzubieten. Schätzungen der CMA zufolge hält Microsoft beim Cloud-Gaming mit seinem Xbox Game Pass einen Marktanteil von 60 bis 70 Prozent.

"Wir wollen Activision Blizzard weiterhin kaufen und werden Einspruch einlegen", schreibt Microsoft-Präsident Brad Smith auf Twitter. Die Entscheidung spiegele ein fehlerhaftes Verständnis des Spielemarkts wider. Mit seinem Einspruch muss Microsoft nun vor den Competition Appeal Tribunal (CAT) ziehen. Dessen Messlatte dafür, Entscheidungen der britischen Wettbewerbshüter zu überstimmen, gilt als vergleichsweise hoch. Die Verhandlung beim CAT könnte bis zu 9 Monate dauern. Sollte Microsoft stattgegeben werden, würde der Fall danach erneut bei der CMA landen.

Weil der Deal ursprünglich im Sommer abgeschlossen sein sollte, müsste eine Verlängerung der Merger-Vereinbarung beschlossen werden, schreibt der Analyst Florian Müller. Die Activision-Aktie verlor nach der CMA-Ankündigung 12 Prozent an Wert.

Microsot-Statement zur Entscheidung der CMA.

(Bild: Microsoft)

Activision-CEO Bobby Kotick gibt sich in einer Mail an Mitarbeiter optimistisch, die Entscheidung noch kippen zu können: "Wir haben die nötige Arbeit bereits begonnen, um beim Competition Appeals Tribunal Beschwerde einzulegen", schreibt Kotick. "Wir sind zuversichtlich in unsere Argumentation, weil die Fakten auf unserer Seite stehen: Dieser Deal ist gut für den Wettbewerb." Sollte die Übernahme scheitern, muss Microsoft Activision 3 Milliarden US-Dollar Entschädigung zahlen.

Die Freigabe der CMA galt unter Beobachtern als schwierigste Hürde im Übernahme-Deal, der seit Monaten von internationalen Kartellbehörden geprüft wird. Wettbewerbshüter in Brasilien, Chile, Serbien und Saudi-Arabien hatten dem Activision-Kauf zuvor zugestimmt. Die Europäische Union hat ihre Entscheidung jüngst auf den 22. Mai vertagt. Die US-amerikanische Federal Trade Commission FTC hat Klage gegen die Übernahme eingereicht.

Microsoft möchte Activision Blizzard für 69 Milliarden US-Dollar kaufen, um seine Marktposition in der Spieleindustrie zu festigen. Der im Januar 2022 angekündigte Deal wäre die teuerste Übernahme in der Geschichte des Tech-Riesen. Mit Activision Blizzard könnte Microsoft nicht nur seine Konsolen- und Abo-Geschäfte stärken, sondern auch seine Präsenz auf dem Mobilmarkt ausbauen. Zu Activision Blizzard gehört nämlich auch die ausgesprochen erfolgreiche Mobilabteilung King, die unter anderem Titel wie "Candy Crush" hervorgebracht hat. Microsoft will den Kauf spätestens im Sommer abschließen.

Zu den vehementen Gegnern der Übernahme zählt Microsoft-Konkurrent Sony. Der Playstation-Hersteller bezeichnet den Deal als wettbewerbsschädigend. Microsoft könne nach der Übernahme Preise erhöhen, was unabhängigen Entwicklerstudios schaden könnte, argumentiert das japanische Unternehmen etwa in Schreiben an Kartellbehörden. Die von Activision entwickelte "Call of Duty"-Reihe sei wegen ihrer riesigen Reichweite unersetzbar. Mittelfristig würde laut Sony ein "signifikanter" Teil der Playstation-User zu Microsoft wechseln, sollte die Übernahme samt "Call of Duty"-Spielen genehmigt werden.

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