Activision-Übernahme: Microsoft droht EU-Kartellwarnung

Medienberichten zufolge hat die EU-Kommission kartellrechtliche Bedenken gegen Microsofts Activion-Deal. Auch an andere Regulierungsbehörden sind skeptisch.

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(Bild: Volodymyr Kyrylyuk/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Microsoft wird wahrscheinlich eine kartellrechtliche Warnung der EU zu seinem 69 Milliarden US-Dollar schweren Übernahmeangebot für den "Call of Duty"-Hersteller Activision Blizzard erhalten. Das meldet die Nachrichtenagentur Reuters am Montag und beruft sich dabei auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Es wäre eine weitere Hürde für den Abschluss des Geschäfts.

Dem Bericht zufolge bereitet die Europäische Kommission eine Mitteilung vor in der sie ihre Bedenken gegen das Geschäft darlegt und die Microsoft in den kommenden Wochen zugesandt werden soll, so die Quellen. Die EU-Kartellbehörde hat sich selbst eine Frist bis zum 11. April für ihre Entscheidung über das Geschäft gesetzt.

"Wir arbeiten weiterhin mit der Europäischen Kommission zusammen, um alle Bedenken bezüglich des Marktes auszuräumen. Unser Ziel ist es, mehr Spiele für mehr Menschen zugänglich zu machen, und dieser Deal wird dieses Ziel unterstützen", wird Microsoft von Reuters zitiert.

Laut Reuters war erwartet worden, dass Microsoft den EU-Regulierungsbehörden Abhilfemaßnahmen vorschlagen würde, um eine Anklage abzuwenden und das Regulierungsverfahren zu verkürzen. Das hätten andere mit der Angelegenheit vertraute Quellen im November gegenüber Reuters erklärt. Die Nachrichtenagentur äußert aber zugleich die Annahme,, dass die EU-Wettbewerbshüter nicht offen für Abhilfemaßnahmen sind, ohne vorher eine Anklageschrift zu verschicken, obwohl es informelle Gespräche über Zugeständnisse gebe, so die Quellen.

Microsoft hatte die Milliarden-Übernahme von Activision Blizzard im Januar letzten Jahres angekündigt, um sein Spieleportfolio zu stärken und sich auf dem Mobilmarkt besser aufzustellen. Dabei geht es neben der Xbox auch um Mobilspiele und das sagenumwobene Metaverse.

Sowohl Microsoft als auch Konkurrent Sony haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Studios geschluckt, der Activision-Deal wäre nicht nur der mit Abstand größte und bedeutungsvollste der jüngeren Übernahmen, sondern die teuerste Übernahme in Microsofts Firmengeschichte.

In Europa wird der Deal kritisch gesehen. Die EU-Kommission führt eine vertiefte Fusionsprüfung der Rekordübernahme durch, ebenso die britische Competition and Markets Authority (CMA). Dass die Übernahme wie geplant im kommenden Juli abgeschlossen sein wird, gilt als unwahrscheinlich.

Gegen eine Übernahme ist nicht zuletzt Microsoft-Konkurrent Sony. Sony argumentiert gegenüber der britischen Wettbewerbsbehörde CMA und Regulierungsbehörden in anderen Ländern, dass Activisions "Call of Duty" (CoD) so wichtig ist, dass Microsofts Spielkonsole Xbox die PlayStation verdrängen könnte. Microsoft wiederum betonte in einer Replik, dass Sony selbst dann unangefochtener Marktführer wäre, wenn alle CoD-Spieler von der PlayStation auf die Xbox umsteigen würden.

Anfang Dezember wurde bekannt, das die US-Wettbewerbsbehörde FTC Microsofts Übernahme von Activision Blizzard mit einer Klage verhindern will.

(akn)